Das Leben ist LaLa



Über mich


Ich bin Christine, Pfirsich und eins Jahre alt, alleinerziehend, und habe den innigen Herzenswunsch meine Tochter alle Facetten des Lebens erfahren zu lassen. Ihre motorische Einschränkung soll kein Hinderungsgrund sein.

Im Jahr 2020 habe ich mir dafür einen langersehnten Traum erfüllt: ein gebrauchter Campingbus. Damit wollte ich viele Reisen mit meiner Tochter - und all ihren Hilfsmitteln - machen. Inzwischen ist der Bus einem Caddy gewichen, der noch umgebaut werden darf.

Wer weiß, wen wir unterwegs kennenlernen oder wer mit uns ein Stück auf dem Lebensweg gemeinsam reisen will.

Das Leben ist für mich LaLa, laut, leise, lustig, traurig, solala, super oft wunderschön, aber auch f*** anstrengend und nicht so rosig: doch immer lebenswert. All emotions are beautiful - und diese Gefühle dürfen mit und bei mir gelebt werden - ja, und müssen auch manchmal ausgehalten werden.

Ich bin (realistische) Optimistin, lache gerne (laut!), rede gern "blöd daher" und gehe (fast) immer vom Guten im Menschen aus.
Ich bin voller Lebensfreude, denn wir haben nur dieses eine Leben und wahnsinnig Glück/Karma gehabt, auf diesem schönen Fleckchen Erde zu diesem Zeitpunkt hineingeboren worden zu sein!

Hier schreibe ich als Alleinerziehende über unser Möchte-gern-inklusives Leben, über Reisen, die wir mit unserem Caddy und zig Hilfsmitteln noch machen werden, und über die Hürden, aber vor allem auch die kleinen und großen Erfolge im alltäglichen Leben mit meinem geliebten Kind.
Our magic life.

Mit meinem Blog möchte ich einen Einblick geben, wie das Leben mit einem #specialneeds Kind als Alleinerziehende aussieht. Ich möchte unsere Tür ein Stück weit öffnen und zeigen, wie wir fühlen, wie wir leben, wie wir lieben, wie wir weinen und wie wir lachen.

Wir haben keine Lobby, wir müssen unsere Stimme erheben.
Wir, die pflegenden Eltern oder Angehörigen, die Eltern von besonderen Kindern (und nicht nur die), müssen sichtbarer werden, damit Inklusion nicht nur eine leere Worthülle bleibt.
Nur. So. Geht. Inklusion. In. Die. Köpfe.

Inklusion geht uns alle an.
Ich bin für Inklusion in allen gesellschaftlichen Bereichen.
Das heißt, ich bin für ein Miteinander, unabhängig von Blutsverwandtschaft, Erkrankung, Hautfarbe oder Haarschnitt, ich bin für Zusammenhalt aller Brüder und Schwestern im Geiste.
Ich bin für Menschsein. Und du?


(Aktualisiert: 23.09.2024)


Über mein Kind


Meine 6-Jährige – Klein-M – hat die Diagnose Infantile Cerebralparese, frühkindliche Hirnschädigung durch Sauerstoffmangel, ist global entwicklungsgestört (was so viel heißt wie: in keinem Bereich der „Norm und Zeit“ entsprechend, und es war zur Geburt ungewiss, wohin die Entwicklung geht). Es war eine Laune der Natur, wenn man so will.

In ihrem kleinen, süßen Dickkopf hat sie viel Witz und Charme, sie besitzt ein umwerfendes Schauspiel-Talent, einen Gourmet ähnlichen Appetit und hat ein Faible für Räder, Motorräder, Roller.
Sie sei ein Herzöffner-Kind, sagt eine meiner besten Freundinnen.

Um den aktuellen Stand der motorischen Entwicklung (Oktober 2023) meiner Tochter einmal kurz und knapp zu beschreiben:

Sie kann weder robben, krabbeln, alleine gehen, d.h. sie muss getragen, gehoben, geschoben und hingesetzt werden. Sie kann mit Unterstützung am Rollator gehen, sie kann an den Schultern/Armen gehalten gehen, sie steigt mit Hilfe Treppen rauf und runter, ob ich dafür Zeit habe oder nicht, sie dreht sich um 360° auf dem Hosenboden, sie fährt mit ihrem Rollstuhl seit Sommer 2023 durch engste Passagen innerhalb der Wohnung und lässt sich auf längeren Strecken schieben.

Sie konnte mit 2 Jahren auch nur schreien, um ihren Willen kund zu tun, und nicht sprechen. Aktuell spricht sie viel, mein kleines "Radio" - manchmal mehr als mir lieb ist - und gleichzeitig schäme ich mich für diese Aussage - denn am Ende des Tages bin ich unfassbar dankbar, dass es jemand da oben gut mit M gemeint hat. Sie spricht verständlich (bis auf wenige Worte, die selbst mir als Sprachwissenschaftlerin unbekannt sind), sie kann jederzeit deutlich machen, was ihr gefällt, was ihr missfällt, was "Ihre Herrschaft" geliefert bekommen möchte. The Boss is back. (And: that's not my name. Ihr versteht.)

Sie schläft nachts maximal drei Stunden am Stück (und dann war es meist ein Versehen 😉). Neuerdings hilft eine Dosis Melatonin und sie wacht tatsächlich nicht so richtig auf, sondern nur so halb richtig, lässt sich von mir wenden, sich wieder zudecken, sich Wasser reichen, oder gibt einfach nur eine wichtige Information weiter: "Äh, Mama, morgen Mickey Mouse Hose anziehen, ja?" - "Ja!"

Sie kann essen und trinken mal alleine, mal mit Unterstützung und hat Appetit wie ein Scheunendrescher. Das ist verständlich, denn ihre Muskeln sind hyperton, d.h. ständig unter erhöhter Anspannung. Damit verbraucht man selbst im Sitzen, Liegen, Schlafen mehr Kalorien.

Meinen Wonneproppen habe ich fast 24 Monate aus voller Überzeugung gestillt, die Gewichtskurven schwankten bei ihr extrem: von krassem Untergewicht in den ersten vier Jahren mit Zufütterung von hochkalorischen Drinks bis aktuell zum anderen Ende: ihr Kampfgewicht liegt bei knapp 30 kg, und das bei einer Größe von 115cm.

Kognitiv ist sie klar, sie versteht, was man von ihr will, wie man Geduld übt (ich übe direkt mal mit), wie man teilt, wie man Kontakte knüpft ("Hallo! Haaaalllloooooo!!), sie interagiert sozial altersgerecht, ist aufgeschlossen, freundlich, fröhlich, lacht laut und gerne. Inkognito mit ihr durch die Stadt zu laufen ist unmöglich. ;-)

Kurzum, wir, d.h. die Mama, der Papa und alle, die Ms Entwicklung begleiten, sind voller Hoffnung und Zuversicht, denn wir sind mit einem blauen Auge davongekommen (M hat zwei davon, strahlend wie das Meer und der Himmel) – denn es gibt regelmäßig weitaus schwerere Fälle von Behinderungen mit Infantiler Cerebralparese, dazu gehören Epilepsie, Herzfehler, Nierenschäden, Lungenschäden, künstliche Darmausgänge... und so weiter und so fort.
Und so verhält sich M auch hier nicht entsprechend der Norm.

Ich bin zutiefst dankbar dafür, so ein Glück zu haben, dass M und wie sie überlebt hat, und freue mich auf alle weiteren Erfahrungen mit ihr, meinem geliebten Kind.
Dankbarkeit ist seither mein 3. Vorname.

(Aktualisiert: 07.08.2024)



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